Akademische Reitkunst

Squire of the Academic Art of Riding

 

Für mich war jahrelang Horsemanship das einzig Wahre und Richtige im Umgang mit dem Pferd, bis mir meine kleine Paint-Stute gezeigt hat, dass man doch über den Tellerrand schauen muss.

 

Jane bekam sehr starke Rückenschmerzen und lief nur noch, als hätte sie - wortwörtlich - einen Besenstiel in ihrem Allerwertesten! So zwang sie mich zum Umdenken.

 

Ich selbst bin Human Physiotherapeutin / Manualtherapeutin und studiere zur Zeit an dem IFAO-Institut für angewandte Osteopathie. Deshalb sollte ich die richtige Gymnastizierung auch für Pferde nicht außer Acht lassen.

 

 Horsemanship ist nach wie vor für mich perfekt geeignet, um mit seinem Pferd eine fundierte, harmonische und respektvolle Partnerschaft einzugehen, in der die Frage der Rangordnung geklärt ist, so dass man mit seinem Pferd durch dick und dünn gehen kann. Dies deckt perfekt die psychische Ebene der Kommunikation ab. Wir brauchen aber nicht nur die Psyche des Pferdes, sondern wir wollen es auch physisch gesund erhalten! Es ist schön, sein Pferd ohne jeden Zaum reiten zu können, aber mal ehrlich: Man muss nicht wirklich Physiotherapeut sein, um zu sehen, dass die Pferde so in den meisten Fällen sehr stark auf die Vorhand fallen. Ich vermute, dass daher auch Janes Rückenschmerzen kamen.

Im Winter 2003 lernte ich Corinna Schubert kennen, die mir die Basis der Akademischen Reitkunst näher brachte. Im September 2007 durfte ich dann an einem dreimonatigen Praktikum bei Bent Branderup in Dänemark teilnehmen!

 

 

Das klassische Ideal und seine Grundlagen

 

Die Kopf-Hals-Position in Aufrichtung und Beizäumung sowie die Versammlung sind wesentliche Kenngrößen des klassisch ausgebildeten Schulpferdes, das im Zuge seiner Ausbildung schöner, zufriedener und brillanter in der Ausführung seiner Lektionen werden soll. Es soll tänzerisch und mit einer spielerischen Leichtigkeit, mit scheinbar unsichtbaren Hilfen des Reiters seine Schulen präsentieren können.

Schon Pluvinel sagte, dass nur freiwillig Geleistetes auch schön sein könne.

 

 

Seitengänge

 

Alle Seitengänge sollten unter Erhaltung der Reinheit der Grundgangart und mit möglichst wenig Einwirkung des Reiters bei maximaler Leichtigkeit ausgeführt werden. Seitengänge, die gegen den Willen des Pferdes oder in Anspannung abverlangt werden, schaden mehr als sie nützen. Aus diesem Grund ist der gut durchdachte, wohldosierte und im richtigen Moment beendete Seitengang derjenige, der dem Pferd aus biomechanischen und gesundheitserhaltenden Überlegungen am zuträglichsten ist. Sofern dies gewährleistet ist, können Seitengänge schon sehr früh und sinnvoll zum Einsatz gelangen.

Richtungsweisend für die zwanglose Durchführung der Seitengänge ist die Balanceverschiebung, da das Pferd immer bestrebt ist, seinen Schwerpunkt mit dem des Reiters in Übereinstimmung zu bringen.

 

Schon die alten Reitmeister sahen in der Ausbildung der Tragkraft ein Hauptanliegen. Diese muss sich durch den behutsamen Aufbau ergeben und kann niemals erzwungen werden. Das ausbalancierte Pferd, das sich selbst tragen kann – und darf – wird vertrauensvoll an die Hand herantreten und in der Versammlung bei gesenkter Hinterhand die internationalen Schulgänge leicht, harmonisch und damit elegant ausführen, wobei die Stirnlinie bei diesen Lektionen stets vor der Senkrechten bleiben sollte.

Auch im Sport sollte man nie die Wurzeln der naturorientierten Ausbildung verlassen und damit dem technischen Effekt unterliegen, sondern der künstlerischen Intuition folgen.

Wie Xenophon schon vor über 2400 Jahren schrieb: „Diejenigen, die es verstehen, mit ihnen (den Pferden) umzugehen, sehen (auf den Pferden) prächtig aus.“